Mittwoch, 29. August 2012

ÖTZTALER RADMARATHON

MEIN TRAUM GING IN ERFÜLLUNG!!!

Am 26.8.2012 war der Tag X. Ich hatte mir vorgenommen unter die Top 10 beim Ötztaler zu fahren. Letztes Jahr war ich mit dem 14. Rang schon super gefahren, wusste aber dass ich bereits Saisonmüde war. Zwei Ruhetage am Donnerstag und Freitag waren zum Energiespeichern geplant.

Am Samstag gings locker eine Stunde zum "aktivieren" :-) und danach nach Sölden die Nummer holen und ein wenig die hammermäßige adrenalingetankte Atmosphäre zu spüren. Das Rad noch bei unserem GÖNNER in der Sporthütte FIEGL checken lassen. Die Verpflegungstaschen für Kühtai, Brenner und Jaufen hatte ich bereits ordentlich gefüllt und abgegeben. Jeder hält mich für verrückt, aber ich brauch ziemlich viel Energie. Also war ich mit 3 Riegeln, einem Kuchen :-), 5 Winforce Gels und 11 Enervit Gels, 2 Liter Cola und Perotonsaftln mit Kohlenhydratpulver auf meinen Kampf vorbereitet.

Geschlafen habe ich das erste mal halbwegs gut. Dh von 00:30 bis 4:45 hab ich gut geschlafen. Eine Premiere beim Ötztaler. Danke an Familie Nösig in Huben für die Unterkunft und das Frühstück. Zwei Brötchen, eine Banane und O-saft. Mehr ging nicht. Kurz meine Freundin Sabrina anrufen für den Wettercheck im Kühtai. Da muss man seine Vorteile schon ausspielen :-) 9 Grad und trocken. Check.

Auf nach Sölden und meiner Meinung nach mit 6:15 ziemlich früh an den Start, aber da war schon richtig die Hölle los. Also drängen, übern Zaun und vorne rein. Da dies das Rennen meines Lebens war, hab ich mir überlegt, dass ich sehr genau ins Detail gehe und für mich versuche alles so gut wie möglich fest zu halten. Deshalb habe ich das Ganze in die Streckenabschnitte unterteilt.

Kapitel I - Sölden bis Ötz

Startschuss um 6:45. Hochkonzentriert ging es in die Fahrt nach Ötz. Hier heißt es einfach aufpassen und vorne bleiben. Das Tempo war ziemlich gut und die Rennleitung weiß hier was sie tut. Es wird viel schneller gefahren als bei all den anderen Marathons. Da kommt es bei weitem nicht so oft zum Ziehharmonikaeffekt. Kurz vorm Kreisverkehr in Ötz Jacke auf, Brille rauf auf den Helm und kleines Blatt auflegen.

Kapitel II - Ötz bis Kühtai

Jetzt geht's los. Freund und Teamkollege Emanuel Nösig drückte gleich richtig drauf. Das Tempo war höllisch und es war nicht wie normal eine ca. 30 bis 40 köpfige Gruppe sondern nur 8 Leute bis 10 Leute die wirklich folgen konnten. Ich war in Ötzerau bereits 10 Sekunden hinten und der Abstand wurde immer größer. Ich verfluchte am Anfang Emanuel, was ich schlussendlich revidieren muss :-) In Ochsengarten waren vorne Emanuel, gleich dahinter eine kleine Spitzengruppe von 7 Mann, mit dabei Rubi. Ich hatte mit Ludewig Jörg einen Rückstand von ca. 30 bis 40 Sekunden. Hier war meine Familie und viele meiner Gäste die uns anfeuerten. Tolle Stimmung. Ich überlegte mir kurz das Tempo nicht mehr so hoch zu halten und mich auf den ca. 1 Minute hinter mir liegenden Stefan Kirchmair und vielleicht noch mehr Leuten zurückfallen zu lassen. Gott sei Dank entschied ich mich vom Stopfer weg zu versuchen auf die ersten auf zu schließen.  Ich dachte mir mit Emanuel in der Gruppe geht die Post ab und ich behielt recht.

Konsequent holte ich Sekunde um Sekunde und speziell in den flachen Stücken gab ich Gas. Ludewig konnte nicht folgen. Vorm Stausee schaffte ich den Anschluss. In Kühtai gabs dann richtig Applaus und die erste Verpflegung. Das war hart zum Start.

Zeit: 55 Minuten - Hammer! Persönlicher Rekord

Kapitel III - Kühtai bis Brenner

Mit Vollgas gings nach Kematen, dabei konnte Ludewig Jörg wieder aufschließen. Essen und ein wenig trinken, da die Temperaturen nicht wirklich durstig machten. Dann ging im Gegensatz zu all den anderen Jahren die Post ab. Im Kreisel fuhren wir den Brenner hoch und machten schön Tempo. Mein Puls zeigte immer so um 165 herum an und das war schon ziemlich hart. Essen, Trinken, Essen Trinken. Energie sparen dachte ich mir. Nicht viel quatschen. Kurz mit Manu den Italiener Cunico Roberto bearbeiten dass der auch mal vorne fährt und weiter. Dann machts "Klasch" und der Belgier Bury Bart liegt auf der Straße. Warum? Keine Ahnung. Er war aber gleich wieder bei uns.

Am Brenner oben dann der nächste Verpflegungspunkt unserer Sporthütte. Zag durch und weiter.

Zeit:  1:03 auf den Brenner im Vergleich zum Vorjahr über 10 Minuten schneller.

Kapitel IV - Brenner bis Sterzing

Weiter mit Volldampf runter nach Sterzing. Ziemlich schnell meiner Meinung. Es lag vielleicht am Rückenwind. Wieder Essen und Trinken. Rubi hat kurz gemeint, dass es heute gut für einen Top 10 Platz ausschauen würde. Da war schon wieder ein wenig mehr Motivation da und die Spannung für das Rennen im Rennen ging in mir hoch.

In Sterzing vor dem ersten Kreisverkehr gingen wir dann alle 10 wie abgesprochen unserem Bedürfnissen nach und nach einer sicherlich nur 30 Sek. langen Pause wurde es ernst. Leider hatte sich Manuel beim aufsteigen seine verletze Schulter verrissen und konnte nicht sein gewohntes Tempo fahren.

Kapitel V - Jaufenpass



Gleich von Beginn an hohes Tempo trotz 3 Stunden Vollgas in den Beinen. Jetzt war ich ein wenig vorsichtiger und fuhr nicht mit den 4 Spitzenleuten Hornetz Bernd, Bart Bury, Dekker Bert und Cunico Roberto mit. Ich entschied mich das Tempo von Werner Weiss zu gehen. Ich fühlte mich gut und der Puls war so um die 175 - Schwelle - Passt. Die anderen fuhren ein wenig davon, Rubi konnte leider nicht folgen.

Als wir aus dem Wald fuhren begann es leicht zu tröpfeln und es war recht frisch. Am Pass selber war dichter Nebel. Essen Trinken Essen Trinken - Immer wieder zwang ich mich dazu.

Viele Zuschauer feuerten uns an und ich überholte Werner. Dort stand mein Vater mit Cola bereit. Auf der Straße haben Freunde überall meinen Namen verewigt. Motivation pur. Als Sechster war ich übern Jaufen. Lass dir das einaml auf der Zunge zergehen. Jetzt Vollgas wie im Training runter. Die Cola auf EX rein und Vollgas.

Zeit: 51:52 - ein wenig langsamer als letztes Jahr, aber hier schon um mindestens 15 Minuten schneller oben als 2011.

Kapitel VI - Abfahrt Jaufenpass

Im Training zweimal die Strecke abgefahren habe ich mir jede Kurve, die hier runter zumacht gemerkt und konnte so recht zügig abfahren. 21:20 Minuten war die dritt schnellste Abfahrtszeit, obwohl ich mir noch eine Flasche rein gezogen habe und zwei Gels mit Hochgenuss verzehrt habe.

Ich sah Roberto Cunico unter mir und fuhr bald auf Ihn auf. Werner Weiss folgte mir und konnte auch auf uns aufschließen. So waren wir zu Dritt in St. Leonhard. Jetzt bitte nur nicht eingehen. Taktisch fahren dachte ich und sparen was geht.

Kapitel VII - Der Scharfrichter "PASSO ROMBO"

Werner Weiss machte fortan Tempo und ich hielt mich in seinem Windschatten versteckt. Die Angst hier schon den Anschluss zu verlieren und dann den fünften Platz abzugeben war immer dabei. Danke hier noch an Werner, aber ist halt ein Rennen. Noch vor Moos flog Stefan Krichmair an uns vorbei. Fuck dachte ich, das gibts doch nicht. Jetzt gings wieder um Platz 5 bis 7.

Gleich darauf Stand Hornetz Bernd vor uns. Er hatte einen Defekt und verlor einiges an Zeit, bis er ein Laufrad bekam. So waren noch 3 Fahrer vor unserer Vierergruppe. Cunico lies dann reisen und auch Bernd war nicht mehr im Tritt. Die zwei waren weg und ich war jetzt Fünfter. Durchhalten - Trinken - Noch ein GEL - Trinken. Adrenalin war da, die schweren Beine mit meinem Hüftproblemchen auch.

Da war schon Bert Dekker der sich dann gleich an uns dranhängte. Immer noch beim Tempomachen - Werner Weiss. Ich wollte nur bis nach Schönau durchhalten, dann kann ichs als Fünfter schaffen. Dann ging es hinein in die letzten Kehren und Dekker Bert konnte gleich nicht mehr folgen. Unsere Sporthüttenbetreuer mit den E-BIKES gaben mir Cola und Wasser und Gebi Kneissl begleitete mich und Werner. Dann kamen wir um die Kehr (welche am längsten in eine Richtung geht) und der Wind blies ziemlich stark entgegen. Ich sah auf meiner Pulsuhr nur 160 und gab ein wenig Gas. Werner Weiss konnte mein Hinterrad nicht halten. So drückte ich durch und es tat schon mächtig weh. Eine Kehre weiter kamen dann die Krämpfe im Wiegetritt. Hinsetzten pedalieren, aufstehen - 10 Tritte und wieder hinsetzen. Super Rythmus und Gebi motivierte mich trieb mich wie eine kranke Kuh den Berg hinauf. Dann wurde der Abstand immer Größer. GEIL -  DRITTER BEIM ÖTZTALER - noch 5 Kehren. DURCHHALTEN. Die Fahne beim Tunnel in Sicht überwand ich meine schweren Beine, welche sich schon wie Beton anfühlten.

Dann durch den Tunnel und BAM - heftiger Gegenwind lies die leichte Steigung wie die Fahrt von Ochsengarten nach Marlstein wirken. Nur für die, die es nicht wissen - 12 % Steigung im Schnitt. Kurz vorm Joch kamen dann schon die ersten Hochgefühle. Es war fast so als würde es mir die Tränen  rausdrücken. Zusammenreisen, der Vorsprung auf die Verfolger war ca. 2 Minuten.

Zeit für das Timmelsjoch: 1:37 - Wieder persönliche Bestzeit

KAPITEL VIII - Le grand final

Jetzt ging ich mit aller Kraft in die Letzte Abfahrt. 2 Minuten Vorsprung fand ich knapp und ich fuhr auf Teufel komm raus. Im Anstieg zur Maut war der Wind wieder stark und es rollte nicht so wie gewohnt. Vorsicht beim Runterschalten, weil 2009 hatte ich hier einen Chainsuck, passt und volle rauf. Jetzt gings wie von alleine und ich spürte keine Schmerzen mehr. Auf der Mautstelle konnte ich meine Gefühle dann schon nicht mehr kontrollieren, aber es musste sein und deshalb nochmal volle Konzentration.

Das lange Flachstück nach Gurgl kurbelte ich mit 120 Umdrehungen (dank Compact) raus und dann gings rasch Sölden entgegen. Durch Zwieselstein durch jede Menge Leute die mich anfeuerten, den letzten Hügel rauf. Jetzt grad keinen Patschen mehr. Dann runter nach Sölden und bei 1000 Meter vorm Ziel wars mit der Gefühlskontrolle vorbei. Die Tränen kamen mir raus. Gänsehautfeeling. Jeder Menge Menschen die anfeuerten. Ich wusste, ich hab etwas geschafft, das ich und eigentlich niemand mir zugetraut hätte. Das Lächeln war mir wohl ins Gesicht geschrieben. Letzte Kurve.

FANTASTISCH - UNGLAUBLICH - PURES ADRENALIN


Runter vom Rad und schon zog es mir die Beine Weg. Die waren wie Stein. Es dauerte ein wenig, biss ich mich wieder fassen konnte und den Rummel genießen durfte. Alle waren da. Freundin, Freunde, Familie, Gäste - Jeder freute sich mit mir und das war richtig Klasse.

Detail am Rande: Zweitschnellste Abfahrtszeit hinter Emanuel :-)

Meine Zeiten:


Name Armin Neurauter
Startnummer 61
Land/Ort A-Ötz
Kategorie Männer / Uomini AK


Startzeit 6:45.00,0
Zielzeit 13:50.03,1
Fahrzeit 7:05.03,1
Durchschnitt 33,595 km/h
Rang Gesamt 3.
Rang Kategorie 3.


Durchgangszeiten auf der Strecke 
Stelle Tageszeit
Fahrzeit

Rang

Gesamt
bis Oetz 7:22.16,0
37.16,0
40.
77.
bis Kühtai 8:17.54,2
1:32.54,2
4.
4.
bis Innsbruck 9:00.24,6
2:15.24,6
5.
8.
bis Brenner 10:03.57,9
3:18.57,9
5.
8.
bis Gasteig 10:28.25,4
3:43.25,4
1.
3.
bis Jaufenpass 11:20.18,2
4:35.18,2
3.
5.
bis St.Leonhard 11:41.38,2
4:56.38,2
2.
4.
bis Timmelsjoch 13:18.43,8
6:33.43,8
3.
3.
Bergzeitfahren Oetz-Kühtai 17.3km, Höhenunterschied 1200m
Fahrzeit 55.38,2
Durchschnitt 18,656 km/h
Rang Gesamt 4.
Rang Kategorie 4.
Bergzeitfahren Innsbruck-Brenner 38.2km, Höhenunterschied 697m
Fahrzeit 1:03.33,3
Durchschnitt 36,063 km/h
Rang Gesamt 37.
Rang Kategorie 25.

Bergzeitfahren Gasteig-Jaufenpass 21.6km, Höhenunterschied 1130m
Fahrzeit 51.52,8
Durchschnitt 24,980 km/h
Rang Gesamt 6.
Rang Kategorie 4.

Bergzeitfahren St.Leonhard-Timmelsjoch 31.4km, Höhenunterschied 1759m
Fahrzeit 1:37.05,6
Durchschnitt 19,404 km/h
Rang Gesamt 3.
Rang Kategorie 3.




Résumé:

Niemals traute ich mir eine Zeit von 7:05 und eine TOP 3 Platzierung zu. Ich habe sogar schon des öfteren behauptet, dass 7:15 das Maximum ohne Hilfsmittel wären. Jetzt wurde ich eines Besseren belehrt. Zu diesem Resultat kam es aus mehreren Gründen. Zuerst zählt natürlich die gute Vorbereitung, welche ich wirklich gesund und perfekt machen konnte. Ich wusste, ein TOP 10 Platz wäre möglich. Dann kam hinzu, dass der Rennverlauf perfekt für mich verlief. DANKE AN MANUEL NÖSIG - Du hast einen großen Anteil daran :-)

Die Temperaturen waren auch ideal für mich. Kalt ist egal, nass wäre schlecht gewesen. Taktisch habe ich wahrscheinlich auch alles richtig gemacht. Es ist halt ein Rennen und man muss für solch einen Erfolg mal andere für einen im Wind stehen lassen. Sorry Werner. Weiters gab es keinen Defekt bei mir, welcher Hornetz Bernd vielleicht den Dritten Platz gekostet hat. Naja, so kann man das Netz weiter spinnen.

Danke jedenfalls an die Betreuer der www.union-sporthuette.at  und allem Voran Alois Fiegl für die tolle Unterstützung. Meiner Familie mit Freundin für die Hilfe und die viele Zeit zum trainieren und meinen Teamkollegen für den Spaß in den letzten zwei Jahren. Danke für all die Glückwünsche, SMS, Anrufe, Facebook Nachrichten usw.

So kann ich das Rennenfahren aufhören. Mehr kann eine Hobbysportler nicht erreichen. Mehr kann ich sicherlich nicht mehr leisten. Das war meine persönliche Leistungsgrenze. Ich werde diesen Tag niemals vergessen.






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